Das Radverkehrskonzept 2025: Ökologisches Beispiel oder praktisches Desaster?

Das Radverkehrskonzept 2025: Ökologisches Beispiel oder praktisches Desaster?

Ich wohne nun seit 13 Jahren in Trier und nicht nur, dass ich die Mentalität, die Geschichte, den guten Wein und die Trierer Unverblümtheit schätze,
Trier ist schon lange zu meiner Wahlheimat geworden.

Was ich aber bereits von Beginn an hier nicht verstanden habe, ist das Straßenverkehrskonzept.
Es gibt fast ausschließlich rote Wellen, selbst auf den Hauptverkehrsadern der Stadt, an den Ampelanlagen (dieses ständige Anfahren ist neben den Nerven die es mich schon gekostet hat auch höchst belastend für die Umwelt) oder aber die Oma-Abschuss-Ampelanlage nähe Cityparkhaus Ecke Zuckerbergstraße/Böhmerstraße (es ist schier unmöglich als Fußgänger der nicht gerade im Schnellschritt unterwegs ist, die Ampel während einer Grünphase zu überqueren).

Nun aber zu meinem weitaus größten Ärgernis mit einhergehendem Unverständnis: Das Radverkehrskonzept 2025! Nur um Missverständnissen vorzubeugen, grundsätzlich bin ich selbstredend auch für einen umweltschonenden Straßenverkehr und den Umstieg auf alternative Verkehrsmittel.
Auf der Seite der Stadt Trier wird hierzu ausgeführt: „Ziel des Radverkehrskonzeptes (RVK) ist es, die Rahmenbedingungen zu schaffen, um den Radverkehrsanteil von 9 auf 15 Prozent zu erhöhen. Dadurch soll zu einem insgesamt effizienteren Verkehr, einer allgemeinen Verkehrsentlastung, der Minderung von Abgasen und Lärm sowie der Förderung der Gesundheit beigetragen werden.“
EFFIZIENZ? : Entscheidungskriterium, das von mehreren ökologisch gleich wirksamen Maßnahmen diejenige auswählt, die mit den geringsten volkswirtschaftlichen Kosten verbunden ist (ökonomisches Prinzip). Ein geeigneteres Mittel wäre beispielsweise der Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel, der Busse und Bahnen. Egal wie „gut“ die Fahrradwege hier noch ausgebaut werden sollen, für diejenigen Berufstätigen unter uns die nicht gerade in Innenstadtnähe arbeiten, ist der Verzicht auf ein KfZ fast unmöglich, dies betrifft insbesondere Menschen die im Schichtdienst arbeiten, aber auch diejenigen die in kleineren noch schlechter angebundenen Stadtteilen Triers als der Innenstadt leben.

Auch wirtschaftlich gesehen ist dieses Konzept für einige Trierer Gewerbetreibenden ein Desaster. Wie man auf meinem Bild sehen kann, mussten am Dienstag den 16.08.2018 die Parkplätze entlang der Gartenfeldstraße einem – in meinen Augen an dieser Stelle überflüssigen- Fahrradweg weichen. Bei der Gartenfeldstraße handelt es sich nach meinem Kenntnisstand um die kleinste Parkzone in Trier und so war es schon vorher ein Glücksgriff hier eine Parkmöglichkeit- ob mit oder ohne Bewohnerparkausweis-zu finden. Die Straße selbst ist gesäumt von kleinen Geschäften, Cafés und Restaurants, wie dem Cafe Momo, Marcels, Pizza Trier, Dim Sum, einem Matratzenladen, einem Vape Store, einem REWE in dem noch jeder Kunde gegrüßt wird, Jaques Weindepot usw. Da die Straße jedoch zumindest für Menschen von Außerhalb etwas abgelegen ist, sind die Gewerbetreibenden hier durch die weitere Streichung von Parkplätzen, massiv benachteiligt. Denn ohne Parkmöglichkeit keine Kunden. Auch die Schaffung alternativer Parkmöglichkeiten scheint nicht angedacht. So könnte man, wie eine Anwohnerin kürzlich vorschlug, die Parkplätze der Verbandsgemeinde Trier-Land zur Verfügung stellen, sobald die Behörde schließt. Dies würde den Anwohnern und den Unternehmern zumindest etwas entgegenkommen und wäre auch nicht mit weiteren Kosten verbunden.

Weiter heißt es zur Zielsetzung auf der Seite der Stadt Trier: “Ein attraktives und sicheres Radverkehrsnetz erhöht die Mobilitätsmöglichkeiten der Bevölkerung.“
SICHERES? : Um ein Beispiel zu nennen: Die Fahrradfahrer die von der Roonstraße geradeaus weiter in Richtung Simeonsstraße fahren möchten, unterliegen einem ähnlichen Schicksal wie die Omis am Cityparkhaus.
Schaltet die Ampel nämlich hier auf grün, ist sie gleichzeitig auch für die KfZ links von Ihnen, die aber rechts in die Theodor-Heuss-Allee einbiegen möchten grün. Nicht selten kommt es hier zu Unfällen, ich selbst war schon Zeuge.

Bezüglich der Situation in der Gartenfeldstraße konnte ich bereits am 17.10.2018 beobachten, wie Verkehrsteilnehmer auf die entgegengesetzte Spur ausweichen mussten, um die widerrechtlich abgestellten Fahrzeuge zu umfahren. Eigentlich logisch, denn wo sollen die Anwohner auch hin, außer ins Parkverbot, alternative Möglichkeiten werden nicht geschaffen sondern beschnitten! Ein Beitrag zur Sicherheit ist dies wohl weder für Fahrradfahrer noch für jegliche andere Verkehrsteilnehmer.

Natürlich wurde dem gleich mit rechtsstaatlichen Mittel entgegengetreten, indem das Ordnungsamt bereits am gestrigen Abend und heute Morgen fleißig Bußgeldbescheide verteilte. Schnell tat sich der Unmut der Anwohner gegenüber den Damen vom Ordnungsamt kund, die schlussendlich auch keine Schuld an der Situation tragen, aber vielleicht in einigen Fällen als Ventil genutzt werden.

Ich würde mir wünschen, dass ein in der Theorie gut gemeintes Konzept, nicht die Augen vor den praktischen Konsequenzen verschließt.

 

Eure Rechtsanwältin

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